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Zu Besuch bei Mettler’s in Portland

Fahrtag − Am Donnerstag, 5. Mai steht eine lange Fahrt an. Rund 400 Meilen (über 600 km) trennen Chris von seinem Vater John. John wohnt in Vancouver im Staat Washington (nicht zu verwechseln mit Vancouver, Canada). Vancouver befindet sich gleich an der Grenze zu Oregon und ist sozusagen ein Vorort von Portland. Ein grosser Teil der Strecke führt dem Columbia River entlang. Es gibt zwei grössere Staudämme mit Besucherzentren, welche aber geschlossen sind, als wir vorbeikommen. So legen wir zur Abwechslung halt einen Shopping-Stopp ein. Wir kaufen ein paar Campingutensilien, Fotofilme und die DVD-Box von «24» Season I. In Oregon zahlt man keine Sales tax (MWSt), wodurch ein paar Dollar einsparen können.

 

Pas toucher − Eine weitere Besonderheit Oregon’s ist, dass man an der Tankstelle bedient wird und nicht selber tanken darf. Effizient ist diese Methode zwar nicht, aber wir lassen uns belehren, dass dies jungen Leuten die Chance auf einen Einstieg ins Berufsleben gibt (Kundenkontakt, etc.). Bei unserem Spezialgefährt bedeutet dies auch immer aufpassen, dass die Gehilfen auch ja Diesel und nicht Benzin einfüllen. Da Nanuq ausserdem keine Vorrichtung hat, die merkt wann der Tank voll ist, müssen wir jeweils anhand der Tankanzeige im Auto ablesen, wieviel voll der Tank noch ist und dann dem Tankwart mitteilen wieviel wir dementsprechend tanken wollen. 

Dank Chris’ Angaben finden wir das Haus von John ohne Problem und werden dort auf Schweizerdeutsch empfangen. Johns Eltern sind vor über 80 Jahren von der Schweiz in die USA ausgewandert. Obwohl John mit Ausnahme von knapp einem Jahr immer in den Staaten gelebt hat, spricht er nebst Englisch noch immer die Sprache seiner Eltern.

Die nächsten drei Tage dient uns John’s Haus als Basecamp, von wo aus wir die nähere Umgebung von Portland und Vancouver entdecken.

 

VIP − Am Freitag lädt uns Bill, ein enger Freund der Familie, zu einem Helikopfterflug über Downtown Portland, Willamette Valley und zum Evergreen Aviation Museum ein. Uns ist es fast ein wenig peinlich, als wir direkt vor dem Museum landen und dortvom Museumsdirektor begrüsst und empfangen werden. Wir scheinen in dieser Gegend sowieso schon überall Starstatus erlangt zu haben. So empfängt uns auch der Heli-Pilot Peter: «Ah, Dir sit die, wo im Land Rover umäreise. Mir hei scho au öii Föteli agluegt. Cool!»

Das Museum beherbergt nebst historischen und militärischen Flugzeugen aus aller Welt auch die Spruce Goose. Dieses gigantische Flugzeug war für Transportflüge im 2.Welkrieg vorgesehen. Um Material zu sparen wurde der Igenieur Howard Hughes beauftragt für die Konstruktion anstatt Stahl und Aluminium, Holz zu verwenden. Es entstand ein Flugzeug, dass hauptsächlich aus Birken- und Fichtenholz besteht. Als die Spruce Goose fertig war, war aber auch der Krieg vorüber und der vorgesehene Verwendungszweck hatte sich erübrigt. Sie flog trotzdem ein einziges Mal. Etwas über eine Meile, in 21 Metern Höhe. Hughes wollte den Kritikern beweisen, dass die Spruce Goose tatsächlich fliegt und erfüllte damit auch die Auflagen, für die finanzielle Beteiligung der US Regierung.

Nach dem Heliflug stellt uns Bill einigen seiner Freunde und Nachbarn vor. Und auch hier sind alle bereits bestens über uns und unsere Reise informiert. Auch bei Paul und Mili Kappentuler begrüsst man uns auf Schweizerdeutsch. Die beiden sind vor Jahren aus der Schweiz ausgewandert.

 

Zuversicht − Schliesslich holen wir Nanuq bei Doug Shipman’s Garage ab. Wir haben ihn heute Morgen dort abgeliefert, um ihn einem Sicherheitscheck zu unterziehen sowie das Öl wechseln zu lassen, bevor wir uns in den Norden aufmachen. Doug ist ein erfahrener Land Rover Mechaniker und ist überzeugt, dass wir mit Nanuq bis nach Alaska kommen ... ob wir’s auch wieder zurück schaffen, lässt er vorsichtshalber mal offen :-)

 

Drive in, drive through − Am Samstag nimmt uns John mit auf eine Rundfahrt zu durch sein ehemaliges Farmland. Heute wird hier keine Landwirtschaft mehr betrieben. Stattdessen entstehen ganze Villenquartiere. Obwohl es lustig ist, diese Häuser anzuschauen, möchte Lulu nicht hier wohnen. Die typisch amerikanischen Häuser mit den dazugehörenden 2 - 4 Garagen, einer übertriebenen Auffahrt und dem sauber geschnittenen Rasen erscheinen ihr zu steril und unbelebt. In unserem Land Rover ist es einfach viel gemütlicher!

John zeigt uns auch die Umgebung von Ridgefield und Woodland, unter anderem eine Tulpenfarm... ohne Tulpen. Wahrscheinlich fielen diese alle dem Muttertag zum Opfer.

Auf dem Rückweg fahren wir durch eine Drive Through Bank, d.h. man fährt mit dem Auto an den Bankschalter oder an einen Bankautomaten. So muss man für seine Bankgeschäfte oder den Bargeldbezug nicht mal das Fahrzeug verlassen. In den USA gibt es wohl nichts, was man nicht direkt aus dem Auto machen kann :-)

 

Familietürk − Am Abend ist bei John grosses Familientreffen. Seine Kinder, John Jr., Ralph, Linda und Margaret kommen mit ihren Partnern, Kindern und Grosskindern vorbei und bringen gleich noch jede Menge Salat, Steaks und Desserts mit. Kein Wunder sind Lulu die Hosen am nächsten Tag etwas eng ;-). Auch Bill ist eingeladen, schliesslich gehört er praktisch zur Familie.

 

Portland, the city of roses − Am Sonntag holen uns Ralph und seine Freundin Anette ab. Zusammen besichtigen wir Downtown Portland, den Saturday Market, das Cinqo di Mayo Festival, den schönen japansichen Garten, mit den teuren und alten japanischen Zierkarpfen und natürlich den Rosengarten. Leider sind wir noch etwas zu früh, um die Rosen blühen zu sehen. Fürs Nachtessen ist heute Linda zuständig. Es gibt frische Spargeln aus Idaho und Lasagne. Alle Familienmitglieder sind bemüht uns herumzuführen oder mit Essen zu verwöhnen.

Am Montag zieht es uns aber trotzdem weiter. Das Wetter ist zwar nicht gut und die Vorhersagen nicht viel besser, aber der Norden ruft. Wir beschliessen wegen der beschränkten Sicht auf einen Besuch des Vulkans Mount St. Helens zu verzichten. Wir werden wahrscheinlich auf dem Rückweg wieder hier vorbeikommen und bis dahin ist der im Krater täglich wachsende Kegel noch höher :-)